...aus "Johnny got his Gun" (Dalton Trumbo, USA 1971)
(die mich im Kino sehr bewegte und faszinierte und zu der ich, da ich sie aus Platzgründen aus einem Text strich, hier ein paar Worte schreiben
Die junge Frau steht mit dem Rücken zur Kamera. Sie lässt
den Morgenmantel fallen, unter dem sie nackt ist. In dem Moment, in dem sie
beginnt sich umzudrehen gibt es einen Schnitt auf das Gesicht des Mannes, aus
dem Begehren spricht und grenzenlose Neugier auf ihren Körper, den er schon
zuvor sehen, aber sie ihm nicht zeigen wollte. Sie kriecht unter die Laken im
Licht des Mondes. Gegenschnitt auf ihn, der vor dem Fenster in Gegenlicht nur
noch ein Schatten ist. Er zieht sich aus, legt sich neben ihr ins Bett. Sein
Fuß tastet nach ihrem, zuerst zieht sie ihn weg, dann begegnen sich ihre Füße,
spielen miteinander. In ihrem Blick liegt Sorge, Angst. Die beiden sprechen
kurz miteinander, dann umarmen sie sich.
Eine Abschiedsszene, denn „Johnny
zieht in den Krieg“, wie es der deutsche Titel von Dalton Trumbos Film „Johnny
Got His Gun" verkündet. Doch für Johnny wird diese Szene mit ihrer
verspielten, zärtlichen Körperlichkeit nicht nur ein Abschied vom Körper der
Freundin sein, sondern zugleich von seinem eigenen, den ihm der Krieg rauben
wird. Er überlebt seinen Einsatz im ersten Weltkrieg, kehrt aber als Torso
zurück. Ohne Arme und Beine, Hör- und Sehvermögen wird er von Maschinen
künstlich am Leben gehalten, behält aber, was niemand in der Ärzteschaft für
möglich hielt, sein vollen mentalen Fähigkeiten. Während die Gegenwart, in der
von Johnnys Körper nur noch ein Etwas unter einem Laken übrig ist, in
Schwarz-Weiß gezeigt wird, leuchten Johnnys – bisweilen ins Surreale
abdriftende – Erinnerungen in buntem Technicolor.„Johnny Got His Gun“ ist ein
gutes Beispiel für die Verbindung von Körper, Trauma und Geschichte im Film.
Durch das persönliche, aber eben auch historische Trauma des Krieges wird der
Protagonist seines Körpers beraubt.
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