Mittwoch, 6. November 2013

Peckinpah-Notizen 2: The Deadly Companions (1961)


Ein Mann (Brian Keith) rettet zu Beginn einem anderen Mann, Turk (Chill Wills), das Leben - nur weil er ihn später selbst umbringen will. Eine Frau, Kit (Maureen O'Hara), verliebt sich ausgerechnet in den Mann (wieder Keith), der - wenn auch ohne Absicht - den einzigen Menschen getötet hat, der ihr blieb - ihren Sohn. Dass der Film um diese sonderbaren Konstellationen herum, eine Welt schafft, in der sie unbedingt Sinn machen, ist, bei allen Schwächen, die Stärke von Peckinpahs Leinwand-Debüt, das er selbst wohl am allerwenigsten mochte. Was Keith zum Retter macht, ist sein Sinnen auf Rache. Seit Turk versuchte, ihn im Krieg zu skalpieren, setzt er seinen Hut, der die Narben verbirgt, nicht mehr ab - nicht mal vor Gott. Die buchstäbliche und die übertragene Bedeutung des Wortes Trauma fallen hier in eins. Und Narben, Traumata, hinterlässt nicht nur der Krieg, sondern auch die Stigmatisierung, die Brandmarkung. Kit hat im Krieg ihren Mann verloren, kam dann mit ihrem Sohn in eine weit entfernte Kleinstadt, wo sie als "cabaret dancer" arbeiten musste, wo ihr niemand glauben wollte, dass sie wisse, wer der Vater des Jungen ist. Seit dem leben sie und ihr Sohn mit der Verachtung der "respektablen" Gesellschaft - besonders der Frauen - des Ortes. Als Keith in einem Feuergefecht auf offener Straße ihren Sohn ausversehen tödlich verwundet, will sie ihn nach Siringo, mitten im Apachenland, bringen, um ihn neben seinem Vater zu beerdigen. Um seine Schuld zu tilgen, bietet Keith sich an, drängt sich geradezu auf, sie zu eskortieren, nötigt seine "Gefährten" Turk und Billy (Steve Cochran), ihn zu begleiten. Auch die von Keith gespielte Figur ist doppelt stigmatisiert, gezeichnet. Durch seine Kriegsnarben einerseits, als Yankee in den Südstaaten andererseits: Yellowleg wird er bloß genannt, nach der Uniform der Nordstaatler. Kit, mit der sich bald eine Beziehung abzeichnet, so spröde, wie die Landschaft, in der der Film spielt, fragt ihn einmal, ob es schön ist in Ohio, wo er her kommt. "Used to be," lautet seine lakonische Antwort. Schon hier also der Verlust von Welt, von Heimat als Grundthema im Werk des Regisseurs. Den Ausgestoßenen, den Gebrandmarkten, Vernarbten und Traumatisierten in Peckinpah-Counrty bleiben nur noch die Verbrüderung untereinander und symbolische Akte. Kit ist nicht nur das eigentliche Zentrum des Films, die interessanteste Figur, O'Hara spielt auch gut bis sehr gut - was man von den männlichen Darstellern nicht unbedingt behaupten kann. Die unbedingte Zärtlichkeit für die Außenseiter und Ausgeschlossenen, für Menschen, die sich in einer Welt zurecht finden müssen, die nicht - mehr - die ihre ist, ist das, was den nicht mehr als solide inszenierten B-Western, nicht frei von Längen, transzendiert. Durch sie zeichnet sich in der Kleinheit des Films, an den sich, wäre sein Regisseur nicht später berühmt und berüchtigt geworden, wohl kaum jemand erinnern würde, die spätere Größe des Meisters ab.

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