Mittwoch, 25. September 2013

Movie of the Week 1: The Killing (Stanley Kubrick, USA 1956)

Großartig ist die letzte Einstellung. Die beiden Polizisten, die, symetrisch im Bild angeordnet, mit gezogenen Waffen auf die Kamera und den Protagonisten zukommen. Hinter ihnen die Flughafentür, der letzte Ausweg, verstellt. Dann die Schrifteinblendungen. Zuerst, mittig, "The End", dann, darüber, "The Killing".


Teile eines Puzzles nennt das Voice-Over zu Beginn die Männer, die gemeinsam den Überfall auf eine Trabrennbahn planen. Wie das große ganze hinterher aussieht, darauf haben sie alleine keinen Einfluss. Der große Puzzle-Spieler aber heißt Stanley Kubrick. Aus - deutlich als solche gekennzeichneten - Versatzstücken des Genres setzt er einen Film zusammen, dessen unbedingter Determinismus immer wieder ins Absurde kippt. Es geht mit einem Spiel los, dass man nicht gewinnen kann: ein Mann setzt auf der Rennbahn fünf Dollar auf jedes Pferd. Die letzten im Film gesprochenen Worte sind: "What's the difference?"
Die Überdeutlichkeit der Bildsprache sucht in der Tragik, der absoluten Ausweglosigkeit immer wieder eine herrlich groteske Komik. Da ist der Mann, der seiner zynischen Frau, eine lupenreine Karikatur einer femme fatale, kein bisschen gewachsen ist, und tatsächlich einen halben Kopf kleiner ist als sie.
 

Da ist ein anderer Mann, der in Untersicht zwischen reichlich zerlöcherten Schießstandfiguren zu sehen ist. (Spoiler: Es wird wohl eher kein gutes Ende nehmen mit ihm.)


Da ist der Räuber in Clownsmaske, eine tragische Witzfigur wie alle anderen. Da ist der größte Koffer, den er finden konnte, der sich doch als wesentlich zu klein für das erbeutete Geld erweist.
Das Voice-Over ist schierer Sarkasmus, nicht obwohl, sondern gerade weil es kaum etwas anderes macht, als genau festzuhalten, wer, wann, wo, was tut: "Nikky died at 2:15". Ein minutiös geplanter Weg ins Verderben in einem Film, in dem jede Szene und jede Einstellung (oft in sich abgeschloßene kleine Kunstwerke), unerbittlich zusteuert auf das große Töten, das vom Winde verwehte Geld und das letzte Bild.
Wenn sich die Finsternis des Film noir aus den durch den Krieg zertrümmerten Biographien speiste, dann baute Stanley Kubrick 1956, als sich die klassische Ära des Film noirs bereits ihrem Ende entgegen neigte, aus dessen Trümmern eine wahrlich rabenschwarze Komödie.

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