Freitag, 5. Juli 2013

Evil Dead (Fede Alvarez, USA 2013)

Fede Alvarez' Evil Dead-Remake (im Gegensatz zu Raimis Film verzichtet der Titel auf den bestimmten Artikel) begegnet dem Original zunächst mit einer Ernstahftigkeit, die zu erwähnen kaum eine Rezension verpasst. Das Verhältnis dieses Remakes zum Original stellte sich mir in der ersten Hälfte als eine Art Exorzsimus dar, der Spass, um den es Raimi ging, soll dem Stoff gründlich ausgetrieben werden. Dies kommt schon in der Variation der Ausgangssituation zum Ausdruck. Während bei Raimi die fünf jungen Leute, die es beim Wochenendausflug in einer Waldhütte mit Dämonen zu tun bekommen, die von ihnen Besessenheit ergreifen und sie nun dazu bringen, sich gegenseitig auszuschlachten, völlig unbedarft ein ausgelassenes Wochenende im Wald verbringen wollten, geht es bei Alvarez nun darum, dass eine von ihnen endgültig den Drogen entsagen möchte und die anderen, darunter ihr Bruder und eine befreundete Krankenschwester, sie beim kalten Entzug unterstützen wollen. Die gespannten Verhältnisse innerhalb der Clique insgesamt, besonders aber zwischen Bruder und Schwester, die nicht nur die Sucht, sondern auch der Umgang mit der psychisch kranken Mutter, die kürzlich verstorben ist, entfremdet hat, werden kurz skizziert. Natürlich interessiert sich Alvarez' für die Dysfunktionalität menschlicher Beziehungen nur im Hinblick auf ihre Funktionalität im Rahmen eines Horrorfilm-Plots, gerade dort werden sie aber eben auch sehr geschickt eingesetzt. Der Film bekommt durch die psychisch angespannte Situation zu Beginn eine Aura der Hoffnungslosigkeit, die gut zu seinem schmutzigen Look passt und eine Intensität, die einen mit Schaudern dem kommenden Gemetzel entgegen sehen lässt.
Dieses Gemetzel dann, das übrigens, für die heutige Zeit absolut untypisch, auf CGI weitestgehend zugunsten exzelenter handegemachter Spezialeffektsarbeit verzichtet, überbietet so ziemlich alles an guts and gore, was es in einer größeren amerikanischen Produktion bislang zu sehen gab. So unerbittlich, wie die fünf besessenen Jugendlichen nun mit Schrotflinte, nail gun oder Kettensäge aufeinander los gehen, so unerbittlich hält die Kamera drauf. Mit dem Stück eines Waschbeckens wird ein Kopf zu Klump geschlagen, langsam reißt der letzte Sehnenfaden, der einen zuvor - natürlich in Großaufnahme - mit dem elektrischen Küchenmsser abgetrennten Arm noch am Restkörper hielt. Dass der Körperhorror in solchen Szenen eindeutig ins Groteske übersteigert wird, dass der Film bald nur noch eine Nummernrevue blutiger Schauwerte ist, wäre in einem Splatter-Film ja erstmal nicht unbedingt ein Problem, wird es in Evil Dead aber dadurch, dass der Film damit sein anfängliches Konzept, besagte Ernsthaftigkeit eben, strikt unterwandert, er zieht sich selbst den Boden unter den Füßen weg oder, das Bild passt wohl besser, er sägt sich die Beine ab. Die eben, anders als bei Raimi, zumindest rudimentär als psychologische Figuren angelegten Charaktere werden bald zu vollkommen austauschbarem Dämonenfutter. Die guten Ansätze, die der Film zu Beginn bietet, ertrinken alsbald im Blut, das, man kann das wohl konsequent aber auch einfach nur doof finden, schließlich vom Himmel herabregnet. Zwischen zwei entgegengesetzten Traditionen des Splatter-Films, dem knallbunt überzeichneten Fun-Splatter eines Sam Raimi oder Peter Jackson einerseits und einer düstereren "realistischeren" Variante, wie sie im vergangenen Jahrzehnt gerne aus Frankreich kam, andererseits findet der Film in seiner zweiten Hälfte keinerlei vernünftige Balance. So war Evil Dead - für mich zumindest - nicht nur denkbar weit davon entfernt, “The Most Terrifying Film You Will Ever See” zu sein, ich stand dem blutigen Treiben auf der Leinwand irgendwann auch recht teilnahmslos gegenüber. Groovy ist anders.    



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